Die Geleitstraße Nürnberg-Frankfurt zwischen Würzburg – Bischofsheim – Miltenberg

Von Nürnberg nach Frankfurt zur Messe führte eine Geleitstraße (siehe auch dazu diesen Beitrag). In Würzburg querte sie den Main und zog dann durchs Kalte Loch (Geleitwechsel Hochstift Würzburg – Churmainz (Oberamt Bischofsheim), später weiter westl. verlegt zu den Hoheitssäulen im Irtenberger Forst) bei Kist, vorbei an Gerchsheim und Großrinderfeld nach (Tauber-)Bischofsheim, wo die nächste Übernachtungsstation nach Würzburg war. Von Bischofsheim ging es dann weiter auf die Külsheimer Höhe zum Geleitsbaum (Geleitübergabe an Külsheim), auf der Höhe weiter vorbei an Eiersheim und Külsheim (Hohe Straße) zum Landturm bei Wolferstetten und weiter zum Zigeunerstock. Von hier führte dann die alte Route zum Vorderen Meßhof und weiter nach Tiefental, wo das Geleit an Miltenberg übergeben wurde. Weiter ging die Route über Neunkirchenund schließlich zur Eichenbühler Höhe, wo verschiedene Steigen runter ins Erfatal nach Eichenbühl führten. Von dort ging es dann schließlich weiter nach Miltenberg, der nächsten Übernachtungsstation.

Soweit der grobe Streckenverlauf. Im Detail wird es ungemein schwieriger, den Verlauf dieser mittelalterlichen Fernstraße festzulegen. Versuchen kann man es ja trotzdem mal. Jürgen Wohlfarth und ich versuchen das für den Streckenabschnitt zwischen Würzburg und Miltenberg. Zwischen Würzburg und Büscheme in enger Zusammenarbeit mit dem HKV Großrinderfeld.

Anhaltspunkte gibt es mehr als genug. In Archiven finden sich zahlreiche alte Karten und Akten. Viele Karten sind allerdings zu grob, liefern aber immerhin erste Anhaltspunkte, wo man ungefähr draußen nach konkreteren Indizien suchen sollte. Davon lassen sich noch immer einige finden. Man muss nur wissen, nach was man suchen sollte. Hohlwege, Funde in den Hohlwegen (z.B. alte Hufeisen), Geleitsteine, mittelalterliches Straßenpflaster, Bildstöcke und Kreuze, verräterische Flur- und Wegnamen (Alte Straße, Zollstock, Hohe Straße, Weinstraße, Geleitsbaum,…) sind ganz brauchbare Entdeckungen, um den genauen Verlauf der Geleitstraße wieder etwas fester zurren zu können. Am wichtigsten ist es aber vermutlich, das Wissen um die mittelalterliche Wegeführung (Steigungen direkt angehen, möglichst schnell auf die Höhe kommen und möglichst lange dort bleiben,…) im Feld umsetzen zu können. Die Landschaft lesen, topographische Aufdringlichkeiten wie Höhenzüge erkennen. Hingehen. Unter die Lupe nehmen. Ablaufen. Immer wieder ablaufen. Hinweise suchen… Das kann dauern. Und damit die Fertigstellung dieser Seite. Sie soll schrittweise wachsen, ein Sammelplatz der Indizien werden. Zentral mittels eine Karte, wo die bisher vermuteten Verläufe und alle vermeintlichen Hinweise eingetragen sind. Auf manchen Streckenabschnitten mag es nämlich vielleicht nur einen Verlauf gegeben haben, bei einigen anderen jedoch mehrere. Streckenänderungen im Laufe der Zeit oder auch gleichzeitig existierende Alternativstrecken (z.B. wenn schlechte Witterungsverhältnisse einen Abschnitt unpassierbar gemacht hatten).

Massive Änderungen der Streckenführung erfuhr die Geleitstraße schließlich in ihren letzten Jahrzehnten vor dem endgültigen Ende des Geleits 1803 (Reichsdeputationshauptschluss): Ab 1755 wurde auch im Oberamt Bischofsheim mit dem Chaussee-Bau begonnen– erheblich besser befestigte Kunststraßen, die nun auf möglichst direkter Linie zwei Orte miteinander verbinden sollten, nicht mehr auf die bei schlechtem Wetter besser passierbaren Höhenlagen angewiesen waren, sondern sogar eher in den Tallagen bleiben sollten (siehe dazu auch diesen Beitrag). Diese letzte Episode der Geleitstraße ist auf den ersten Blick ziemlich unspektakulär, vermeintlich langweilig für Rekonstruktionsversuche, dürfte sie doch überwiegend mit dem Verlauf der heutigen Land- bzw. Kreisstraßen zwischen Würzburg, Tauberbischofsheim, Külsheim, Neunkirchen, Eichenbühl, Miltenberg übereinstimmen. Allerdings lassen sich aus den Bauvorhaben auch Rückschlüsse auf die vorherigen Strecken ziehen. Hier sind also die alten Routen Thema, die Geleitstraße vor 1755 (die aber z.T. noch immer die (ur)alten Routen sind…).

Die interaktive Karte:

Hier gibt´s die Karte auch direkt in GoogleMaps (größer):
https://www.google.com/maps/d/u/0/edit?mid=1ZPNz4MYeEwPoJMblQqB3Vbu6OO1RppDA&usp=sharing