Die drei Bischofsheimer Warttürme

Rund um Büscheme wurden im 14. Jahrhundert drei Warttürme erbaut, um die in den Ort führenden Fernwege besser überwachen zu können. Vor allem hatte man dabei die Geleitstraßen von Nürnberg über Würzburg bzw. Ochsenfurt nach Bischofsheim und weiter über Külsheim und Miltenberg nach Frankfurt und von Augsburg aus dem Süden durchs Taubertal nach Bischofsheim und weiter über Külsheim bzw. Wertheim nach Frankfurt im Blick. Die drei Türme standen östlich, südwestlich und nordwestlich vom Ort, nämlich auf dem Edelberg, dem (Dittigheimer) Höhberg und nördlich vom Wellenberg hinterm oberhalb des Wolfstals im Tannenwald. Alle drei Türme stehen schon lange nicht mehr, ihre Überreste sind aber noch immer zu finden.

Der Edelberg-Wartturm



Der Edelberg-Wartturm in GoogleMaps: https://goo.gl/maps/ZQjkVbt9fpy2WeC87
Anfahrt & GPS-Koordinaten: https://warttuerme.de/warttuerme/baden-wuerttemberg/edelberg-warte/

Der Höhberg-Wartturm

Der Höhberg-Wartturm in GoogleMaps: https://goo.gl/maps/YZsMAxpYHoAQUNhA7
Anfahrt & GPS-Koordinaten: https://warttuerme.de/warttuerme/baden-wuerttemberg/hoehberg-warte/

Der Wolfsturm im Tannenwald



Der Wolfsturm in GoogleMaps: https://goo.gl/maps/JB3jGDSaazAH4deV9
Anfahrt & GPS-Koordinaten: https://warttuerme.de/warttuerme/baden-wuerttemberg/wolfsturm/

Man kann alle drei Büschemer-Wartturm-Ruinen in eine schöne Wanderung (oder Mountainbike-Tour) integrieren. Details zur Drei-Türme-Tour: https://www.komoot.de/tour/295052580?ref=wtd

Höhenprofil der Büschemer Drei-Türme-Tour (zum Vergrößern anklicken)

Alle drei Turmruinen liegen auch aus heutiger, touristischer Perspektive an schönen Fleckchen. An zwei (Höhberg und Tannenwald) führt in unmittelbarer Nähe der Panorama-Wanderweg vorbei, der dritte -auf dem Edelberg- liegt direkt oberhalb des städtischen Weinguts mit seinem Weinlehrpfad. Da ließe sich doch etwas mit anfangen! Seit 1972 schon steht zwischen Boxtal und Rauenberg oberhalb des Wildbachtals ein hölzerner Aussichtsturm im Wald. Die Uissigheimer sind seit 2020 dabei, auf ihrem Stahlberg einen Aussichtsturm zu errichten. Das wär doch was! Ein hölzerner Aussichtsturm jeweils direkt neben der Ruine eines Wartturms, außen herum zwecks Weitsicht ein paar Bäume entfernen (der Holzhunger der Gemeinde scheint aktuell ja eh groß zu sein…) und die so geschaffenen Lichtungen in reizvolle Rast- & Erholungsflächen umfunktionieren…im Nu hätte man nicht nur für die auswärtigen Wanderer stimmungsvolle Rastplätze, sondern auch für die Einheimischen drei schöne neue Ausflugsziele geschaffen. Vielleicht noch ein paar Infotafeln zur Erläuterung des geschichtlichen Kontextes und eben dem historischen Weitblick, Sichtverbindung zwischen den drei Türmen. Erlebte Geschichte. Wär doch wirklich was. Ach ja, die Büschemer haben ja schon wieder einen Turm auf den Höhberg gebaut. Vor ungefähr 100 Jahren schon. Aber nur auf halber Höhe. Und ohne Aufstiegsmöglichkeit. den Bismarckturm. Für einen ersten Versuch ja ganz okay 😉


Boxtal-Rauenberg


Bismarckturm auf dem Höhberg

Bis es soweit ist und drei neue Aussichtstürme neben den Resten der alten Warttürme die historische Weitsicht mit eigenen Augen nachvollziehbar werden lassen, kann man sie ja immerhin schon mal „auf dem Papier“ rekonstruieren. Und die war nicht schlecht. Bei einer realistischen Höhe der alten Warttürme von 10-12m und mal unberücksichtigt der heutigen Höhenwälder gab es einiges zu sehen:

Die einstige Aussicht von den drei ehem. Tauberbischofsheimer Warttürmen (zum Vergrößern anklicken)

Die obigen Grafiken zu den potentiellen Sichtverbindungen zwischen 2 Warttürmen zeigen als Höhenangaben stets die jeweiligen geographischen Höhenmeter, also ohne Berücksichtigung eventueller Bäume und der Turmhöhen. Die eingezeichneten Sichtlinien zeigen, ob bei einer Turmhöhe von 10m eine Sichtverbindung bestanden haben könnte. Zwischen allen drei Warttürmen bestand also offenbar Sichtkontakt, die Standorte der drei Türme dürften auch unter diesem Aspekt gewählt worden sein. Zumindest der Standort des Wolfsturms im Tannenwald erscheint auf den ersten Blick seltsam, könnte man ihn doch zunächst noch weiter oben am Hang vermuten. Dann hätte allerdings kein Sichtkontakt mehr zum Höhberg-Turm bestanden. An seinem tatsächlichen Standort wäre es möglich, allerdings hätte er dann wohl etwas höher als 10m sein müssen, vielleicht 15m.

Die Stadt wurde jedenfalls mit allen drei Türmen vollständig abgedeckt, ein vierter Turm im Nordosten Richtung Impfingen war also nicht nötig. Vom Edelberg-Turm dürfte zudem Sichtkontakt zum Wolferstetter Landturm an der Hohen Straße und vom Höhberg-Turm Sichtkontakt zum Laudaer Wartturm auf dem Ölberg bestanden haben.

Allein der von Berberich in seiner Tauberbischofsheimer Chronik der Stadt und des Amtsbezirks postulierte Sichtkontakt zwischen dem Turm auf dem Höhberg und dem Grünsfelder Turm auf dem Schalksberg erscheint nicht realistisch, ebenso wenig dürfte Sichtkontakt zwischen dem Wolfsturm und dem Wolferstetter Landturm bestanden haben. Hier fehlt als Bindeglied ein Wartturm im Dienstadter Wäldle. (Es gibt aber bisher keine Hinweise, dass dort auch ein Wartturm gestanden hätte.)

Womöglich hat es sogar doch noch einen vierten, vergessenen Büschemer Wartturm gegeben. Auf dem Stammberg (Steinberg) oberhalb des Brehmbachtals im Westen der Stadt findet sich verborgen im Wald ein seltsames Gebilde, welches einen an die Überreste eines weiteren Turms glauben lassen möchte:

Neben den drei Büschemer Warttürmen und den oben auch schon erwähnten Warttürmen von Lauda (Ölberg), Grünsfeld (Schalksberg), Königshofen (Turmberg) und dem Landturm an der Hohen Straße bei Wolferstetten gab es noch einige weitere Warttürme in der näheren Umgebung: